Lieber Farin…











{Oktober 19, 2009}   Farin, hasst Du lahme Wochenenden auch so?

Lieber Farin,

kennst Du diese Wochenenden, die am Freitag schon ätzend sind? Eigentlich sollte man sich freuen, aber irgendwie denkt man nur, „Fuck, in drei Tagen muß ich wieder in die Arbeit. Das ist praktisch morgen.“

Und genauso läuft das Wochenende dann auch. Die Zeit vergeht extrem schnell, und alles, was man tut, um es zu genießen, geht nach hinten los. Irgendwann versucht man es dann mit Alkohol, aber selbst das klappt nicht. Und am Sonntag liegt man dann auf der Couch, hat Katerkopfschmerzen, obwohl man nicht betrunken war und sieht sich schlechte Filme an.

Schlechter Film heute: Mädchen Nr. 1 mit Max von Thun. Boah, ist der mal schlecht. Nicht Max von Thun. Der ist okay. Der Film ist schlecht. So schlääääääächt. Ich schaue ihn mir wohl bis zum Ende an.

Mögen wir Max von Thun? Ja, doch. Stehen wir auf ihn? Nein, tun wir nicht. Aber wir sind nun mal irgendwie zusammen aufgewachsen und daher auf nostalgischer Ebene miteinander verbunden. Er weiß das natürlich nicht, aber ich schon. Das heißt, er weiß, daß da draußen weiß Gott wie viele Jugendliche sind, die jetzt keine Jugendlichen mehr sind, die aber damals MTV Kitchen gesehen haben und ihn wirklich cool fanden. Das lustige ist, ich hab die Sendung noch nicht einmal so gerne gemocht. Trotzdem mochte ich Max von Thun. Er hat ne tolle Stimme, ist Dir das aufgefallen, Farin? Und ist Dir schon mal aufgefallen, daß ich eine irritierende Fixierung auf Stimmen habe? Ich muß das mal untersuchen. Vielleicht gab es da mal etwas in meiner frühesten Kindheit. Einen Stimmenvorfall. Ich bin ein audiovisueller Lerntyp, vielleicht kommt es daher…

Wo war ich?

Richtig, Max von Thun.

Max von Thun ist einer dieser Menschen, die bis zu ihrem Tod den romantischen Helden in kitschigen Fernsehfilmen spielen werden. Hin und wieder kommt dann noch die eine oder andere Filmbiographie vorbei, aber dieses Genre kommt aus Prinzip und per Definition nicht über absolute Mittelmäßigkeit hinaus. Hat Max von Thun so ein Schicksal verdient? Wer weiß. Leid tut es mir trotzdem irgendwie.

Ich habe Max von Thun nichts zu verdanken außer einer Sache. Dank ihm weiß ich bis heute, wer am Wiener Kongress teilgenommen hat. Jetzt natürlich nicht jeden einzelnen Vertreter, aber Du weißt schon.

Im Prinzip habe ich das ja auch irgendwann in der Schule gelernt. Wahrscheinlich habe ich es sogar mehrmals gehört, aber wenn ich die Dinge, die man in der Schule hört wirklich in den Kopf kriegen würde, hätte ich irgendwann mal gewußt, was es mit organischer Chemie auf sich hat. Anorganisch ging, aber organisch war irgendwie… Wie dem auch sei, ich habe in der Schule nichts gelernt. In Mathe nicht, in Physik nicht, in Erdkunde nicht und in Geschichte auch nicht. Welche Fächer hatte man noch? Egal.

Für seiner Küchensendung war Max von Thun mal irgendwo unterwegs, ich weiß nicht mehr, wo. Aber da waren viele Schüler von Privatschulen. Ein Mädchen wurde von Max von Thun gefragt, ob Privatschüler denn klüger und gebildeter wären als Schüler von normalen Schulen, und sie bejahte das. Daraufhin hat er sie weiter gefragt, wer die Teilnehmer und was die Ziele des Wiener Kongresses waren. Sie konnte die Frage nicht beantworten, worauf er anfing, die Teilnehmer aufzuzählen. Und aus irgendeinem Grund habe ich es mir gemerkt. Seltsam, oder?

Das klingt jetzt so, als wäre ich komplett bescheuert. So ist es nicht. Ich nehme Dinge nur anders auf. Genau. Das war es, was ich sagen wollte… Boah, diese ätzenden Wochenenden…

Deine marta

P.S.: Max von Thun hat Harold und Maude als Hörbuch herausgebracht. Ich hasse Hörbücher, aber vielleicht sollte ich da ja trotzdem mal reinhören.

P.P.S.: Max von Thun ist auch ein gutes Beispiel für Männer, die mit Koteletten besser aussehen.

P.P.P.S.: Koteletten und Männerstimmen… Ich bin so was von heterosexuell.

P.P.P.P.S.: Boah, ist dieser Film schlecht!!



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et cetera