Lieber Farin…











Farin,

ich weiß nicht, ob ich es schon erwähnt habe, aber ich liebe die Formel 1. Ehrlich. Ich liebe liebe liebe die Formel 1. Ich kann dieses Gefühl nicht kontrollieren. Ich will sie eigentlich nicht mögen, aber ich kann nicht anders.

Willst Du wissen, wie das gekommen ist?

Als ich jünger war, es war das erste oder zweite Rennen nach Ayrton Sennas Tod, kam eines schönen Tages nichts anderes im Fernsehen als Formel 1. Bis dahin fand ich Autorennen immer albern, aber ich hatte auch noch nie eines gesehen (mal abgesehen von dem Wagenrennen in Ben Hur). Ich wollte den Fernseher nur noch ein paar Minuten laufen lassen und dann abschalten, um nach draußen zu gehen oder jemandem das Lesen beizubringen oder beides. Plötzlich aber hat es Klick oder Boom gemacht und ich konnte meine Augen nicht mehr von der Rennstrecke nehmen. So muß sich ein Heroinrausch anfühlen.

Der Rausch dauerte bis zum Jahr 2002. Genauer gesagt bis zum Grand Prix von Österreich. Das ganze Rennen war von Rubens Barrichello dominiert worden, doch plötzlich, kurz vor der Zielgeraden bremste der Brasilianer ab und ließ Michael Schumacher vor. Ich war nie ein Schumacherfan (auch wenn ich in der Kollegstufe eine Schumachertasse hatte), aber nichts hat mich mehr getroffen. Hatte Schumacher einen geschenkten Sieg nötig? Niemals hatte er das.

Meine Liebe zur Formel 1 war auf einen Schlag weg, gestorben, getötet von einer Stallorder.

Damals habe ich meinen Abschied vom aktiven Sport genommen. Hin und wieder habe ich mir noch Rennen angesehen, aber ich habe sie nicht mehr genossen. Ich habe nicht inhaliert sozusagen.

Dann kam das Katastrophenjahr 2009. Welch fürchterliches Jahr?! Wem hat es Glück gebracht? Was hat es überhaupt gebracht? Nun, es hat mich und die Formel 1 wieder zusammen gebracht.

Ja, Farin, ich und die Formel 1, wir haben uns wieder verliebt, wie damals Elizabeth Taylor und Richard Burton. Es ist alles wieder da, das Kribbeln im Bauch, die Ungeduld bis zum nächsten Wiedersehen, die Freude und das Leid…

Es ist genauso schön wie damals.

Wem habe ich das zu verdanken? Ross Brawn und seiner nicht bestehenden Stallorder und Jenson Button. Ist es nicht wundervoll, daß Russ Brawns Stall die Konstrukteursmeisterschaft gewonnen hat? Und hast Du Dich nicht auch so über Jensons Button gewonnene Weltmeisterschaft gefreut? Ich bin noch immer wie im Delirium. Den ganzen Tag konnte ich keinen klaren Gedanken fassen, an Arbeit war nicht zu denken.

Zu dem erneuten Aufflackern der Gefühle trug natürlich auch bei, daß einige der alten, unsympathischen, selbstherrlichen, sexuell desorientierten Formel 1-Oberen ihren Abschied genommen haben, bzw. es noch tun werden. Jetzt muß nur noch Ecclestone gehen, dann ist die Welt vielleicht endlich wieder in Ordnung.

Und weil es so schön ist, hier mein neues Lieblingsinterview:


Ist es nicht wundervoll, daß ein Mann, der sich schon viele Meistertitel auf die Fahnen schreiben kann, immer noch so gerührt ist, wenn er gewinnt? Er ist nicht abgebrüht oder unmenschlich. Und man sieht, wie sehr ihn die Tatsache mitnimmt, daß nicht mehr alle Menschen, die zu dem Erfolg beigetragen haben, im Team sind. Ich mag ihn. Und ich hasse Kai Ebel, der dieses Interview durch seine Kommentare im Hintergrund stört. Was für ein Arschloch! Ich hoffe, er verschluckt sich an seinem Selbstbräuner.

Deine marta



et cetera